Vermutlich habe ich gestern etwas Falsches gegessen. In der Nacht kämpfte ich mit leichten Magenbeschwerden, was meinen Schlaf beeinträchtigte. Das Thermometer zeigt eisige -10 Grad, und ich bin fest entschlossen, heute nicht im Freien zu kochen. Also bleibt es bei Tee, mit Wasser aus dem Elektrowasserkocher. Da ich ohnehin bald einen Campingplatz ansteuern will, passt das ganz gut.

Anschließend mache ich mich auf den Weg. Noch 137 Kilometer bis zum Nordkap liegen vor mir, die ich heute problemlos bewältigen werde. Wie gewohnt führt mich der Weg durch die atemberaubende Natur Norwegens. Es ist einfach unglaublich, wie wunderschön es hier ist.

Ein besonderes Highlight ist der Nordkap-Tunnel, der die Insel Magerøya, auf der sich das Nordkap befindet, mit dem Festland verbindet. Zuerst geht es steil bergab und dann steil bergauf, während man auf dem Navi sieht, wie man durch Wasser fährt. Die letzten Kilometer zum Nordkap sind nicht ohne: winterliche Fahrverhältnisse und Kurven, bei denen man besser nicht ins Rutschen geraten sollte.

Doch letztlich erreiche ich mein erklärtes Ziel, das Nordkap. Zuvor habe ich immer gesagt, dass dieser Punkt für mich nur zum „Touri-Pflichtprogramm“ gehört. Es ist weder der nördlichste Punkt Europas, der befindet sich auf Spitzbergen, noch der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes, der ist nämlich Kinnarodden. Genau genommen ist das Nordkap nicht einmal der nördlichste Punkt der Insel Magerøya, da dieser ein paar Kilometer westlich des Nordkaps liegt. Trotzdem überkommt mich, als ich dort ankomme, ein viel stärkeres Gefühl als nur das, einen „Touristenpunkt“ abgehakt zu haben. Ich stehe verdammt nochmal am Nordkap und habe es mit meinem Van bis hierher geschafft. Es ist ein unglaublich bewegendes Gefühl.

Natürlich werde ich heute Nacht hier verbringen. Der laute Wind kümmert mich wenig. Eine Nacht am Nordkap soll sowieso etwas Besonderes sein. Vielleicht habe ich Glück und sehe heute Nacht noch Nordlichter.

Am Abend gehe ich noch einmal zum Globus. Jetzt bin ich komplett allein hier und kann den Moment in vollen Zügen genießen. Ich setze mich auf die Plattform des Globus und lasse meine Gedanken schweifen. Alleine in der Nacht am Globus zu sitzen und in das tosende Meer zu schauen ist ein überwältigendes Gefühl. Es fühlt sich gut an.

Aufgrund der Bewölkung rechne ich nicht damit, heute Nacht Nordlichter zu sehen. Trotzdem schaue ich hin und wieder nach draußen, finde aber nichts. Also lege ich mich wieder schlafen.“

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