Nach einer ungemein erholsamen Nacht, bereite ich mir in der eisigen Kälte mein Frühstück zu. Gemütlichkeit ist hier Fehlanzeige, denn mein einziges Ziel ist es, so schnell wie möglich zurück in den warmen Van zu gelangen. Glücklicherweise habe ich heute etwas Zeit, da meine Fähre erst um 10:30 Uhr ablegt. Nachdem ich gefrühstückt und alles abgewaschen habe, mache ich mich auf den Weg zum Fährhafen. Sicher ist sicher, wer weiß, ob nicht plötzlich ein Ansturm losbricht und ich ohne Platz dastehe. Schließlich liegt noch ein weiter Weg vor mir. Als ich am Hafen ankomme, bin ich der Erste. Doch zum Glück habe ich ja meine Standheizung, die ich gleich einschalte, um den eisigen Temperaturen zu trotzen.

Nach der Fahrt mit der Fähre führt mich mein Weg weiter entlang der FV 17, und ich kann die atemberaubende Landschaft bewundern. Die Straße endet, dann kommt die Fähre und auf der anderen Seite geht es weiter. Einfach ein Traum. Während der letzten Fährfahrt des Tages verkündet eine Durchsage am Schiff plötzlich, dass wir die Grenze zur Arktis überschritten haben und der Globus auf der rechten Seite das symbolisiere. Tja, ab jetzt befinde ich mich also in der Arktis.

Da ich heute etwas später gestartet bin und sich bereits die Dämmerung nähert, suche ich mir noch einen schönen Platz am Meer, um dort die Nacht zu verbringen.

Der folgende Tag

Nach einer dunklen und stillen Nacht, in der ich immer noch keine Nordlichter zu Gesicht bekommen habe, mache ich mich auf den Weg zur letzten Fähre der FV 17. Es sind -1 Grad Celsius, und das spüre ich sofort, als ich auf die Straße trete. Sie ist spiegelglatt, und das bedeutet, dass mein Bremsweg sich drastisch vervielfachen wird. Eigentlich sollte der Weg nur 10 Minuten dauern. Aber da ich mich einmal verfahren habe und nun ein gutes Stück zurückfahren muss, wird es knapp, ob ich die Fähre noch erwische. Das Navi zeigt meine Ankunft um 7:42 Uhr an, und laut Plan sollte die Fähre um 7:40 Uhr ablegen. Trotz der eisigen Fahrbahn drücke ich so fest auf das Gaspedal, wie es verantwortbar ist, um vielleicht doch noch rechtzeitig zur Fähre zu gelangen. Und tatsächlich: Als ich ankomme, ist die Fähre noch da, die Schranke ist noch offen. Ich rausche also auf die Fähre und bedanke mich bei dem Verantwortlichen, dass er gewartet hat. Kurz nachdem ich an Bord bin, schließt sich die Schranke hinter mir, und die Fähre verlässt den Hafen. Da die Überfahrt nur 20 Minuten dauert, darf ich im Auto sitzen bleiben. Ich fahre von der Fähre herunter und setze meine Fahrt entlang der FV 17 fort. Kurz vor Bodø sehe ich ein Sport Outlet und beschließe anzuhalten, da ich ohnehin noch ein paar Merinoleibchen kaufen möchte. Das Outlet ist gut sortiert, doch leider finde ich dort keine Merinoleibchen. Stattdessen ergattere ich lange Unterwäsche und einen Strickpullover. Nun habe ich also meinen ersten Norwegerpullover direkt aus Norwegen. Danach setze ich meine Reise fort zur Fähre nach Værøy. Da ich viel zu früh angekommen bin und der Parkautomat für die Kurzparkzone nicht mitspielt, heißt es erneut Warten an der Fähre. Eigentlich ist das gar nicht so schlecht, denn ich habe noch nichts gepackt, und die Überfahrt dauert etwas mehr als 5 Stunden. Also packe ich meine Sachen in aller Ruhe und spaziere noch etwas am Hafen herum.

An Bord

Kurz vor 16:00 Uhr kann ich meinen Van an Bord des Schiffs parken. Nachdem alle Autos und Lastwagen an Bord sind, heißt es Leinen los und ab aufs offene Meer. Während meiner Wartezeit habe ich im Internet einen Erfahrungsbericht über meterhohe Wellen und ein schaukelndes Schiff im Oktober gelesen. Glücklicherweise habe ich bei meiner Überfahrt etwas Glück, es gibt zwar ein paar Wellen, aber es bleibt im Rahmen, und das Schiff bleibt ziemlich stabil. Mein Magen wird also auch heute nicht auf die Probe gestellt, was die Seetauglichkeit betrifft.

Es ist ein einzigartiges Erlebnis, wie die Sonne hinter den Fjorden versinkt, während das Schiff ablegt. Man kann noch so viele Fotos von der Natur machen, es ist einfach nicht möglich, die Stimmung vor Ort angemessen zu vermitteln.

In der Nacht erlebe ich dann auch, warum Besucher in Værøy immer über den Wind reden. Der bläst hier in der Nacht ziemlich heftig. Ich kontrolliere daher dreimal, ob die Handbremse wirklich angezogen ist. Trotz des Windes, der um das Auto pfeift und es leicht zum Wackeln bringt, verbringe ich dennoch eine gute Nacht.

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